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„Wenn ich nicht ich selbst sein darf, bin ich eben ein Outlaw.“

„Wenn ich nicht ich selbst sein darf, bin ich eben ein Outlaw.“

„In meiner Position als Künstler wollen mir viele Leute erzählen, wie ich mein Leben zu leben habe“, sagt der nigerianische Rapper, Sänger und Songwriter Victony gegenüber Apple Music. „Alle haben eine Meinung dazu, was ich tun sollte. Dabei will ich einfach ich selbst sein. Aber es scheint, als wäre es eine Art Verbrechen, man selbst zu sein. Und wenn es ein Verbrechen ist, ich selbst zu sein, dann bin ich eben ein Outlaw“.

Ein Outlaw zu sein, ist eine Philosophie, nach der Victony lebt, seit er 2017 sein erstes Hip-Hop-Mixtape „The Outlaw King“ veröffentlicht hat – und die er seitdem als Grundlage seiner Karriere nutzt. Inspiriert von seinen Vorbildern Kendrick Lamar und Drake erweiterte Victony sein Repertoire in Richtung R&B, Trap und Afropop. Das Gefühl der Freiheit, das er während des Lockdowns gewonnen hatte, erlaubte es ihm zudem, mehr Gesang in den Mix einzubauen. 2020 erschien die EP „Saturn“, die Ohrwürmer wie „Jó Riddim“ und „Space & Time“ hervorbrachte. (Und das alles, während er einen Bachelor-Abschluss in Ingenieurwesen machte – „Musik und Studium unter einen Hut zu bringen, hat mich gelehrt, Prioritäten zu setzen“, erklärt er.)

Die Gründe für eine freie, ungehemmte Herangehensweise wurden ihm im April 2021 noch deutlicher, als ein schwerer Autounfall das Leben seines Freundes Doyin forderte und Victony und drei weitere Personen schwer verletzt wurden. In den darauffolgenden Monaten nutzte er seine Musik, um den Vorfall zu verarbeiten. Mit Singles wie „Pray“ und „Holy Father“, der Hit-Kollaboration mit Mayorkun, beschäftigte er sich mit tiefgründigeren und anspruchsvolleren Themen.

„Wenn ich bei dem Unfall gestorben wäre, wäre das Leben weitergegangen und jeder hätte mich vergessen“, sagt Victony (Anthony Victor). „Meine Musik würde weiterleben – aber auch das Leben geht weiter, oder? Warum tut man also nicht einfach das, was einen glücklich macht? Letzten Endes wirst du eines Tages sterben. Also sei einfach du selbst.“

Victony macht sich dieses Gefühl der Freiheit auf seinem ersten Album „Outlaw“ von 2022 zu eigen, auf der er seine Vielseitigkeit und seine Fähigkeit, seine Gedanken in Melodien zu verwandeln, unterstrichen durch witzige Texte, unter Beweis stellt. Hier nimmt er das Album Track für Track unter die Lupe.

„Outlaw“
Ich habe „Outlaw“ im Jahr 2020 mit [dem Producer] Ktizo aufgenommen. Wir hatten ihn aufgenommen, stellten den Song aber nicht fertig, da ich mir Zeit dafür nehmen wollte. Aus irgendeinem Grund sprach mich die Harmonie an und ich wusste, dass das, was als Nächstes kommen sollte, Tiefgang haben musste. Also ließ ich den Song ein wenig sacken, und als ich ihn in der nächsten Woche hörte, gefiel er mir noch mehr. Es geht darum, wie es ist, ein Outlaw zu sein und vor nichts Angst zu haben. Es war eine echte Gemeinschaftsproduktion, von Anfang bis Ende.

„Chop and Slide“
In dem Song geht es im Grunde darum, dass ein Mädchen nur mein Geld will und sonst nichts – also „chop and slide“. Ich weiß gar nicht, warum ich darüber schreibe, denn ich war noch nie in einer solchen Situation. Aber ich bin halt sehr fantasievoll, wenn ich schreibe.

„Apollo“
„Apollo“ ist ein direktes Sample von DJ Clocks „Pluto (Remember You)“. Der Song ist seit der Highschool etwas ganz Besonderes für mich – und seitdem wollte er mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ich hatte eine Session mit P.Priime und habe ihm gesagt, er solle genau diese Akkorde spielen, und wir haben es einfach ausprobiert. Wir haben etwas Lebendiges geschaffen und uns gegenseitig Energie geschenkt.

„All Power“
Ich wollte etwas schaffen, das antreibt. Dabei habe ich über die Clubs in Lagos nachgedacht und mir vorgestellt, wie es wäre, dort zu sein und was ich machen muss, damit die Leute im Club wirklich tanzen. Dazu beschreibe ich einen Typen, der im Club ist und Spaß hat; er hat einfach eine gute Zeit. Er geht auf das Mädchen zu und sagt: „Yo, alle Macht gehört dir. Also mach mit mir, was du willst.“

„Jolene“ [Victony und Ktizo]
Als Ktizo mir den Beat vorspielte, dachte ich zuerst, dass ich den nicht wirklich mag. Später, als ich allein im Studio war und die Dateien durchging, spielte ich denselben Beat noch einmal. Und ich dachte: „Wow, dieser Beat ist krass.“ Also nahm ich mein Handy in die Hand und nahm diese Idee auf. Der Song müsste nicht unbedingt für mich sein, aber die Idee für den Beat war wirklich toll. [Der Producer] Hoodini fand die Idee dagegen so groß, dass er sie in verschiedenen Teilen der Welt sah – beispielsweise in spanischsprachigen Ländern. Auch zusätzliche Stimmen konnte er sich in dem Lied vorstellen. Also rief er [einen kleinen Chor] ins Studio, und erst als ihre Stimmen hinzugefügt wurden, wurde für mich aus der Nummer der eigentliche Song „Jolene“. Es war sehr spirituell, ihnen zuzuhören, wie sie aus dem Song einfach mehr herausholten. Es war der Moment, in dem ich mich in den Song verliebte.

„Soweto“
„Soweto“ hatte so ziemlich die gleiche Geschichte, denn ehrlich gesagt war ich an „Soweto“ zunächst nicht wirklich interessiert. Ich war im Haus von [dem Producer] Tempo. Wir hatten gerade ein Album aufgenommen, „Rosemary“, und er spielte den „Soweto“-Beat. Ich sagte: „Oh, das mag ich. Spielt einfach weiter.“ Irgendwann bin ich zum Mikrofon gegangen und habe etwas aufgesprochen. Er war von der Nummer wirklich überzeugt und meinte: „Hey, das ist echt krass.“ Ich sah die Reaktion meines Teams, meines Managers und meiner Freunde, als sie sich den Song anhörten. Ich dachte mir: „Wow, dieser Song könnte gut werden. Er gibt schließlich allen ein gutes Gefühl. Also kann ich ihn auch einfach so aufnehmen, damit sich alle gut fühlen.“ So begann ich, ihn in einem ganz anderen Licht zu sehen. Es geht hier um ein Mädchen, das du im Auge hast und dem du deine Liebe erklärst, du versuchst, sie zu umwerben – aber auf eine sehr entspannte Art. Sie muss nicht mit dir zusammen sein – ich lasse sie nur wissen, dass sie wunderschön ist und ich in sie verliebt bin.

„Kolomental“
Ich war bei [Producer] Blaise Beatz zu einer Session. Ich sagte ihm, er solle diese Akkorde spielen; sie sprachen mich wirklich an, und ich war einfach in einer gewissen Stimmung. Dabei wollte ich einfach nur ausdrücken, was ich innerlich fühlte, denn ich war nicht wirklich in einer guten Verfassung. Vielmehr wollte ich mich einfach mental besser fühlen und nicht über all die Probleme nachdenken, mit denen ich konfrontiert war. Ich habe meine Stimme auf den Beat gelegt, und da ich nicht darüber nachdenken musste, ging das Schreiben sehr schnell. Musik ist für mich eine Flucht. Wenn ich in meiner Musik über bestimmte Themen spreche, macht das meinen Kopf frei und ich lasse die Dinge los, über die ich mir wirklich Sorgen mache.

© Apple Music